Tipp für die Selbstführung 11/2020
Am Ende des Corona-Jahres: Dankbarkeit als Kernaufgabe der Selbstführung
Es war ein schwieriges Jahr - so viel steht fest. Und dennoch - oder gerade: Dankbarkeit ist im Moment DIE Kernaufgabe unserer Selbstführung. Denn Pessimismus, Frust, Opferhaltung usw. sind die besten Garanten dafür, dass es uns zusätzlich zu den schwierigen äußeren Umständen auch innerlich schlecht geht, wir gestresst und anfällig für Erkrankungen sind.
”Aber es ist doch objektiv schlecht. Wir haben doch tatsächlich ein Problem mit Corona”, sagen Sie? Es ist ein Missverständnis, dass Menschen auf die Welt reagieren, so wie sie objektiv ist. Wir reagieren auf die Welt, wie wir sie interpretieren bzw. wir reagieren auf das, was unsere Aufmerksamkeit erhält. Ein Experiment: Schließen Sie die Augen und erinnern Sie sich an einen negativen Gedanken, den Sie heute oder gestern bereits hatten. Bewegen Sie den Gedanken bzw. die Erinnerung in Ihrem Geist, steigern Sie sich hinein, malen Sie es aus. Bemerken Sie etwas? Ihre Gefühle und Ihr Körper zeigen mit hoher Wahrscheinlichkeit negative Reaktionen - Verspannung, Buchgrummeln, Zähneknirschen, Nervosität u.v.m.
Um diesem Teufelskreis zu entkommen, brauchen Sie ein eigenes (neues?) Sinnesorgan: den Sinn für Dankbarkeit. Er nimmt konsequent das viele Gute, Dankenswerte und Unterstützende wahr, das uns zuteil wird - selbst in Corona-Zeiten! Nutzen Sie daher im Alltag ab sofort jede Gelegenheit zum Danken. Bemerken Sie vor allem solche Quellen des Dankes, die Sie bisher als selbstverständlich oder nicht der Rede wert erachtet haben: ein Dach über dem Kopf, die funktionierende U-Bahn, das herbstlich gefärbte Laub an den Bäumen usw. Sprechen Sie diesen Dank leise oder laut: ”Ich danke für mein Augenlicht.”, ”Ich danke für die frischen Brötchen heute Morgen.” usw. Wer mag, kann per Smartphone alle Anlässe für Dankbarkeit über einen bestimmten Zeitraum fotografieren und sich später ein Foto(Jahr-)buch dazu produzieren.
Führen Sie ein Dank-Tagebuch, das auf Ihrem Nachttisch liegt und in das Sie abends drei bis fünf Danksätze für den Tag schreiben: ”Heute danke ich dafür, dass ...” Auch Dankbarkeits- oder Gratitude-Apps für das Smartphone sind zahlreich am Markt vorhanden. Danken Sie darin den Umständen (z. B. dem sonnigen Wetter beim Herbstausflug), aber auch ganz konkreten Menschen, die Sie berührt, unterstützt, inspiriert oder bezahlt haben. Zollen Sie anderen Menschen auch einmal laut Dank: ”Danke, Nachbarin, dass du meine Katze gefüttert hast.”, ”Danke Kollege, dass du mich vertreten hast.”
Fühlen Sie diese Dankbarkeit auch? Wirklich? Üben Sie sich darin, Dankbarkeit als Emotion wahrzunehmen. In einem fortgeschrittenen Stadium können Sie Dankbarkeit dann auch fühlen, ohne einen konkreten Anlass zu haben. Legen Sie sich dafür einen schönen Stein, Handschmeichler oder anderen angenehmen Gegenstand zu und nehmen Sie ihn möglichst überall mit hin. Wann immer sie Ihr „Dank-Erinnerungssysmbol” sehen oder berühren, nehmen Sie bewusst ein paar Momente Dankbarkeit wahr.
Vielleicht möchten Sie über die Vorweihnachts- und Jahreswechsel-Zeit eine „Good News Challenge” (analog der Ice Bucket Challenge) initiieren: Mailen oder posten Sie 3-5 Dinge, für die Sie aktuell dankbar sind, und nominieren Sie gleichzeitig eine nächste Person, die diese Dankbarkeits-Aufzählung fortsetzt usw. Und für 2021: Seien Sie vorauseilend dankbar, dass auch das nächste Jahr Ihnen mit Sicherheit viel Dankenswertes bringen wird!
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